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Ich freue mich ganz besonders über meine Text-Veröffentlichung auf Seite 55:
"Die (Un)Freiheit des Wortes" in der eXperimenta, Ausgabe November 2023 zum Thema "Writers-in-prison-day", der am 15. November stattfindet. Ich bedanke mich ganz herzlich beim Lektorat der eXperimenta.
Danke schon mal, fürs Lesen und über Feedbacks per Mail.
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Un – Art – ig – Die etwas andere Wort-Interpretation
v. Tina Marita Stöckle-Altendorf, 18.07.2023
Ungezogen, frech, aufsässig, eigensinnig, unfolgsam, garstig, bockig, soweit die Bedeutung des Wortes. Zumindest ein Auszug davon.
Das Gegenteil wäre somit u.a. wohlerzogen, schlau, folgsam, sanftmütig, fügsam, gehorsam, manierlich, gesittet, brav.
Anwendung des Wortes
Im Sprachgebrauch fast ausschließlich für Kinder angewandt, für Erwachsene eher selten.
D.h. differenziert betrachtet: für Frauen durchaus, Männer hingegen nie. Ein Mann ist dem Sprachgebrauch nach also nicht aufsässig, bockig, unfolgsam oder frech. Auch, wenn er es ist – was durchaus öfter beobachtet werden kann – wird er dennoch nicht als “unartig” bezeichnet. Er wird im Übrigen auch nicht als “artig” bezeichnet. Für einen Mann wäre es sogar ein Makel, “artig” zu sein. Ein Mann, der “artig” wäre, würde den Anschein erwecken, nicht für seine Familie sorgen zu können. Er wäre zu brav (oder zu unfähig?), um sich durchboxen zu können, für sich und seine Familie einstehen zu können oder das Beste für alle Beteiligten herauszuholen. Männer müssen ihren Mann stehen, im Leben, im Beruf, in der Familie und überhaupt überall. Und damit man gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, einen Mann mit dem Wort “artig” in Verbindung zu bringen, benutzt man von vorneherein auch nicht das Wort “unartig” für ihn. Sicher ist sicher.
“Unartig” wie auch “artig” ist also ein reines Frauen- und Kinder-Wort. Warum ist das so? Stehen Frauen dem Sprachgebrauch nach auf derselben Stufe, wie Kinder? Wer stellt sie dahin? Ihre Mütter, Schwiegermütter, die Gesellschaft oder sie selbst? Eine Frau sollte nämlich genauso sein, wie ein Kind: wohlerzogen, manierlich und gesittet. Ist sie es nicht, würde man sie wahrscheinlich als “unartig” bezeichnen und somit als nicht familientauglich oder kompetent genug, sich um das Haus und den Nachwuchs zu kümmern. Und vor allem ist sie natürlich nicht rechtschaffen. Und ganz bestimmt nicht die richtige Frau für einen Mann.
Die Schlussfolgerung: “(Un-)Artig” zu sein, ist eine Eigenschaft, die rein für Kinder und für Frauen festgelegt ist.
Eine Frau/ein Kind können, aber DÜRFEN nicht “unartig” sein. Ein Mann sollte “unartig” sein, aber da darf man es nicht sagen. Derselbe Sprachgebrauch für Kinder und für Frauen. Für Männer ein Tabu. Seltsames Wort ...
Ein Ansatz, der noch viel Spielraum zum Nachdenken gibt.
Schlüsselt man das Wort einmal anders auf, erhalten wir vielleicht weitere spannende Sichtweisen:
Un – Art – ig:
Also: Nicht – der Eigenschaft der Art entsprechend – Sein
Nicht der Eigenschaft der Art entsprechend bedeutet, anders zu sein, als die Art eigentlich ist. Wir gehen also im Umkehrschluss davon aus, dass unsere Art “artig” ist.
“Unartig” ist dementsprechend artenfremd, also nicht der Art-zugehörig. Ergäbe sich dann nicht eine neue Spezies, weil ja immer eine neue Art entsteht, sobald man sie von einer anderen Art abgrenzen kann? Das wiederum würde bedeuten, dass “Unartige” tatsächlich eine eigene Spezies ist, die wahrscheinlich sogar durch unser Grundgesetz §3 Abs. 3 zu schützen ist und nicht diskriminiert werden darf. Schon allein deswegen, weil sie – wahrscheinlich – einer Minderheit angehört. Sollte sie aber keiner Minderheit angehören, hat sie genauso ihre Berechtigung in unserer Gesellschaft zu existieren, wie alles andere eben auch. Komischerweise schützen wir “Unartige” aber nicht, sondern verurteilen sie und betiteln sie mit negativen Worten. Also klare Benachteiligung und Diskriminierung. Und schlimmer noch, wir wollen sie zu “Artigen” machen, also zu etwas völlig anderem, als sie ihrem Grunde nach sind. Eine Eigenschaft bei einem Lebewesen zu platzieren, die ihm nicht eigen ist, bedeutet, seinen Willen und sein Wesen zu brechen. Das Ziel ist somit, diese Spezies auszurotten. Verstoß gegen das Grundgesetz. Hm. Vielleicht hat aber die Spezies der “Unartigen” einen Nutzen für die andere Gesellschaft, weil sie eben nicht wie die große Masse ist und dadurch neue Impulse für ein neues Sein mit einbringen könnte. Spannender Ansatz, wie ich finde.
Un – Art – ig:
Also: Nicht – nach Art von / oder gebräuchliche Verhaltensweise – Sein
Verhält man sich “unartig”, widerspricht dies den üblichen gesellschaftlichen Verhaltensweisen. Dies lässt den Schluss zu, dass es unserer Art entspricht, sich “artig” zu verhalten, wie es erwartet wird. Also eben wohlerzogen, brav und folgsam. Konventionen und dem gesellschaftlichen Kodex folgend.
Betrachtet man aber einmal Kinder, wird man schnell feststellen, dass es für sie keine Konventionen gibt. Brav und folgsam sind sie auch eher unwillig. Sie verhalten sich meist egoistisch und gewissenlos, wenn es beispielsweise um ihre Geschwisterkinder, oder um die Verteilung von Süßigkeiten und Spielzeug geht. Die meisten kennen hier kein Pardon. Und erst recht nicht, wenn gerade kein Erwachsener hinsieht. “Artig” verhalten sie sich erst dann, wenn der erwachsene Mensch eingreift und dies einfordert. Somit gezwungenermaßen - und oft auch nur mit der Aussicht auf eine Belohnung. Einsicht über dieses abverlangte Verhalten nur im geringen Maß vorhanden. Rücksichtnahme und schlechtes Gewissen für schlechtes Verhalten entstehen rein durch Unterdrückung. Sozialisation muss oktroyiert werden, da der Ursprung unserer Spezies zunächst einmal ist, sich “unartig” zu verhalten, siehe Kinder. Wir werden mit “unartig”em Verhalten geboren. Somit bedeutet das, dass wir ein ursprüngliches Verhalten unserer Art - nämlich “unartig zu sein” - abschaffen wollen, um das Gegenteil zu bewirken, was letzten Endes ein unnatürliches Verhalten ist. Wir verleugnen uns selbst und stehen nicht zu unserer Art. Wir verdammen uns sozusagen in Eigenregie, aufgrund eines uns natürlichen, aber unerwünschten Verhaltens und zwingen uns zu einer Lebensweise, die oftmals heftigen Groll in unserer Seele verursacht und uns somit langfristig schädigen könnte. Zugegeben, ein gewagter Ansatz.
Un – Art(= Kunst) – ig - Ein kunstvoller Ansatz
Also: Nicht – Kunst – Sein
Setzen wir einmal, wie in unserem Sprachgebrauch oft verwendet, Art mit Kunst gleich, so ergäbe das Wort “unartig”, Nicht-Kunst-Sein.
Nun ist die Definition für Kunst im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit von Menschen, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition begründet ist. Am Ende der Kunst, steht das Kunstwerk. Die Kunst steht im Gegensatz zur Natur, weil vom Menschen erschaffen. Eigentlich ist damit so ziemlich alles, was ein Mensch so macht, Kunst. “Unartig” gibt es demnach gar nicht. Wenn nämlich alles Kunst ist, gibt es keine Nicht-Kunst. Es wird nur eben dann zur Nicht-Kunst, wenn einzelne Individuen sich anmaßen, Kunst zu beurteilen und in besser oder schlechter zu unterscheiden. Kunst ist Kunst. Ein Werk kann somit auch nicht kunst-er (=Steigerung von Kunst) sein, als ein anderes. “Unartig” ist daher hauptsächlich im Sprachgebrauch von bornierten Menschen zu finden, die nicht verstehen, dass alles einfach “artig” ist. Streichen wir also “unartig” aus unserem Sprachgebrauch. Macht ja keinen Sinn.
Unartig – die schlüpfrige Variante
In manchen Situationen möchten oder sollen wir untereinander “unartig” sein. Erwünscht sozusagen. Sprachgebrauch beschränkt sich hier jedoch auf bestimmte Lokalisationen, wie Bett, Sofa, Strand, Fahrstuhl, Auto, etc. und meist jedoch nur einem speziellen Umstand zugeordnet: der menschliche Fortpflanzungsakt. Hier darf es unter Umständen “unartig” zugehen, wenn beide dazu ihr Einverständnis geben. Treffen sich also Männlein und Weiblein, oder jedwede andere Konstellation, in einer solchen Begebenheit einvernehmlich, sind alle negativen Behaftungen mit diesem Wort über Bord geworfen und Mensch genießt “unartig” zu sein oder sich “unartig” verhalten zu dürfen. Das Konstrukt funktioniert jedoch nicht - und es ist dann dringend davon abzuraten -, sollte auch nur ein Einverständnis hierfür fehlen. Der Minus-Punkt geht dann natürlich ganz klar zu Lasten des “Unartigen”. Dies gilt es zu vermeiden.
Geht man nun also davon aus, dass das “Unartige” eine Art Ventil für das sonst so “artige” Leben ist, hat es absolut seine Berechtigung verdient, da es dem Menschen Ausgewogenheit und Erleichterung verschaffen kann. Somit das gesamte Zusammenleben in Balance bringt, weil der ausgeglichene Mensch im weiteren Umfeld gelassener reagieren kann.
Fazit:
Insgesamt kann festgehalten werden, dass das Wort “unartig” ein sehr verwirrender Begriff ist, der am besten weitestgehend aufgrund seiner doch sehr komplizierten Auslegungsmöglichkeiten vermieden werden sollte. Man will sich ja schließlich nicht in irgendwelche “Unarten” begeben.
Copyright Fotos F. Stöckle 2023
Mach Dich frei !
Zielgerichtet rennst Du los
Schaust nicht links, nicht rechts
Alles ist Dir recht
Ignorierst die Zweifler
Haben ja doch nicht recht
Dein Ziel, fest in Deinem Blick
Schaust nie zurück
Tunnelblick
Für Dich, nur eine Richtung
Immer nur nach vorn
Bist in Deiner Kaverne
Abgeschnitten und versenkt
Außen gibt es nicht
Wirst beneidet und gefeiert Weil so konsequent
Fühlst Dich recht auf Deinem Weg
“Orientierung braucht der Mensch
Verloren, der, der keine hat”
Und dennoch Deine Welt ist grau und dunkel und Du verstehst nichtmal warum
Alles ist egal
Hältst nur fest an Deiner Richtung Blind und taub – Impulse ausgegraut Bist Dir sicher, Alles muss so sein Lebst starr und steif Dein Ziel ist bald erreicht.
Doch was ist das?
Ein Hindernis auf Deinem Weg
Etwas hast Du nicht bedacht
Dein Blick muss suchen
Jetzt ganz schnell
Verloren sonst Dein Weg
Gezwungen schaust Du rechts und links
Bass perplex
Da sind Farben Du hörst Lachen
Siehst auf einmal diese Welt
Frei, bunt und leicht »»
Veröffentlichung :
Julien im Tunnel -
der falsche Weg?
Nie hast Du´s gesehen So(-)gesehen
Nie hast Du´s dir erlaubt Das Links und Rechts zu sehen
Warum hast Du´s nie gewagt,
auch mal woanders hinzugehen?
So viel Glück verschwendet
So viel Zeit verloren
In einem Tunnel So lang verborgen Du wagst eine andere Richtung Bleibt Dir gar nichts and´res übrig Dein alter Weg
Nun nicht mehr Dein Schnell war er vergessen Dein Tunnel ist gesprengt
Auf einmal ist es hell
Dein neues Leben Musst´ solange warten Egal Jetzt hast Du´s verstanden Der richtige Weg ist Dein Führt nie durch einen Tunnel Gibt Wege links und rechts Nun lauf im Sonnenschein.
“Orientierung braucht der Mensch
Verloren, der, der nur EINE hat!”
by T.M. Stöckle-Altendorf 2023
Foto © T.M. Stöckle-Altendorf 2023
Der Mensch und das Schwein - eine abstruse Beziehung
Foto ©Frank Stöckle 2022
Rollentausch -
Wie fühlt es sich wohl an, wenn mal nicht das Schwein auf dem Teller liegt?
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